Nach wie vor ist Rassismus ein sehr aktuelles Thema, welches viele beschäftigt. Seinen Ursprung hat es nicht zuletzt in unserer kolonialen Vorgeschichte. Doch inwiefern können wir unserer eigenen Stadt koloniale Spuren entdecken und ist dies überhaupt möglich? Wir haben uns (im Rahmen des Unterrichts) näher mit dem Thema beschäftigt und sind auf einige überraschende Fakten gestoßen! Kommt mit uns auf eine spannende Reise durch die koloniale Vorgeschichte Essens…
Wenn man über Kolonialismus redet, dann denkt man zunächst an die großen Kolonialmächte Spanien, Frankreich und Großbritannien. Doch auch in Deutschland, beziehungsweise in Essen lassen sich Spuren vom Kolonialismus finden: Zwar nicht viele, aber dennoch einige. Jeder kennt ihn, aber die meisten nicht seine Vorgeschichte: Alfred Krupp! Für die meisten bekannt als Stahlbaron, geht er als erfolgreichster Produzent von Stahl und Waffen in die Essener Geschichte ein. Doch inwiefern sind er und seine Familie nun mit dem Kolonialismus verbunden?
Die Familie Krupp kam im 16. Jahrhundert aus den Niederlanden nach Essen, wo sie erfolgreich mit Kolonialwaren handelten und damit (vermutlich) den kapitalen Grundstein für das spätere Industrieunternehmen legten.
Zunächst handelten sie vor allem mit Gewürzen, Wein und Vieh. Später wurde der Kaffee zum Hauptgeschäft, wenn auch nicht immer ehrlich: Meistens handelte es sich um geschmuggelte Ware, denn Kaffee war zu dieser Zeit ein rares, aber dennoch begehrtes Gut. Dies führte auch dazu, dass die Preise immer höher wurden, denn was rar ist, wird geschmuggelt und was geschmuggelt wird, ist teuer. Trotz allem schaffte Peter Friedrich Krupp es, den Kaffee zu einem intensiv gehandelten Massenprodukt zu machen. Nicht zuletzt auch durch die fortschreitende Industrialisierung, da die Arbeit an der „modernen“ Maschine einen anderen Arbeitsalltag verlangte und keine Zeit für Pausen blieb: Kaffee konnte als „Wachmacher, schnell für zwischendurch und anpassbar an die Maschine“ einen idealen Ausgleich bieten.
Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen nach Essen und damit stieg auch der Bedarf an Kolonialwaren: Insbesondere Kaffee erlebte noch einmal einen besonderen Aufschwung. Infolge dessen siedelten sich auch Konditoreien an und trugen damit ihren Teil zum erhöhten Kaffeekonsum bei. Eine davon waren Nobel-Kaffeewerke: Das Unternehmen wuchs bald aus kleinen Anfängen zu einem der führendsten in der Kolonialwarenbranche des rheinisch-westfälischen Industriebezirks.
Ein weiterer Ort, an dem man vermutlich auch eher keine koloniale Vorgeschichte erwartet, ist der Essener Dom. Einst brachte der Kaufmann Franz Adam Schiffer zwei schwarze Jungen nach Essen und schenkte einen der beiden der Fürstäbtissin Franziska Christina von Pfalz-Suhlbach, der andere diente dem Abt von Werden. Beide erhielten zunächst die christliche Unterweisung, also die Taufe. Heute kennen wir die Beiden unter dem Namen Franziskus X. Maximilianus (Abt von Werden) und Ignatius Christianius Fredericus (Fürstäbtissin). Allerdings stirbt der erste der beiden bereits nach kurzer Zeit, Ignatius hingegen diente langjährig der Fürstäbtissin, indem er die Gäste mit Musik und Schauspiel unterhielt. Nach ihrem Tod hinterließ sie ihm ein – wenn man bedenkt, dass er ein Sklave war und daher aus Sicht der damaligen Menschen keine Rechte hatte – großes Erbe. Anschließend diente er bis zu seinem Lebensende der neuen Fürstäbtissin Maria Kunigunde von Sachsen und hatte Dank dem Testament der ersten Fürstäbtissin die Möglichkeit würdevoll beerdigt zu werden.
Man kann ergänzen, dass Ignatius C. F. „Glück“ hatte, denn obwohl Sklavenhaltung nicht zu legitimieren ist, durfte er im Vergleich zu anderen Sklaven (welche beispielsweise brutal missbraucht wurden) dennoch ein angenehmes Leben führen.
Allgemein lässt sich erkennen, dass sich, wie bereits erwähnt, in Essen mehr koloniale Vorgeschichte verbirgt, als so mancher Außenstehender vermuten würde.
Ihr seht also: Es lohnt sich, mal mit offenen Augen durch die Stadt zu laufen und zu hinterfragen, wo bestimmte Gebäude, Statuen, etc. eigentlich ihren Ursprung haben.
von Maja Gaidt und Sedef Elgün (9c)